Kleiner Leitfaden zur Fahrzeugfotografie...

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Opel Joker
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Kleiner Leitfaden zur Fahrzeugfotografie...

Beitrag von Opel Joker »

Kleiner Leitfaden für bessere Autofotos...

Ein kurzer, von mir aufgestellter, Zusammenschnitt von Tipps und Anregungen zum fotografieren von Autos (hier besonders vor dem Hintergrund möglicher Kalenderfotos). Ich hoffe er ist verständlich und hilft beim vermeiden der klassischen "Fehler". Ich gehe absichtlich nicht tiefer ins Detail und versuche alles möglichst einfach zu beschreiben. Falls Fragen aufkommen, sich Fehler finden oder noch etwas genauer (oder einfacher) erklärt werden soll, einfach hier kommentieren...

Ich verlinke am Schluss noch eine Webseite, welche einen sehr guten Leitfaden für die Autofotografie enthält und auch mehr ins Detail geht!

Und los gehts... ;)


Das Equipment:
- Kamera (Kompakte, Bridge, DSLR, DSLM, etc.)
- Stativ (alternativ: feste Unterlage, Bohnensack, etc.)
- Auto
- Location
- Zeit

Optional:
- je nach Art der Fotos: Taschenlampe, zwei Kollegen und ein weiteres Auto...


Der Start:

1. kenne deine Kamera! :smash:
Prinzipiell lassen sich auch mit einem Smartphone recht gute Fotos machen. Wichtig bei allen Kameras ist aber, dass man sie auch zu bedienen weiß.
Allerdings sollten sich gewisse Einstellungen wie Blende, Verschlusszeit (=Belichtungszeit), ISO, Weißabgleich idealerweise manuell einstellen lassen!
Die Einstellung der Kamera sollte grundsätzlich auf die höchste Qualität eingestellt werden, da für einen Kalender in DIN A3 quer schon eine Pixelgröße von größer 4000 Pixeln benötigt wird!

2. eine passende Location kennen / finden!
Da Geschmäcker sehr verschieden sind kann es hier keine allgemeine Empfehlung geben.
Wichtig ist aber, dass es ein ruhiger Ort ist wo keine störenden Personen / Tiere / Fahrzeuge / Gegenstände das Fotografieren behindern.
Auch sollte es eine recht ebene Fläche sein, steht das Auto "schief" ändert sich der Schwerpunkt / Einfederweg und es wirkt schnell "unharmonisch". Zum Beispiel wenn das Hinterrad stark einfedert und das Vorderrad entlastet wird.

3. ein sauberes Auto! :prof:
Klingt eigentlich selbstverständlich ist mir aber tatsächlich schon bei vielen Fotos negativ aufgefallen.
Kurz vorher das Auto waschen und trocknen ist Grundvorraussetzung (außer vielleicht bei Geländewagen...).
Außerdem sollte man immer ein Microfasertuch und etwas Reiniger dabei haben, falls man doch etwas entdeckt oder nochmal nachwischen muss...

4. zur richtigen Zeit fotografieren! :sun2:
Das ist natürlich ein bisschen abhängig von dem eigenen Geschmack und der Farbe des Fahrzeugs.
Grundsätzlich zu vermeiden ist aber das fotografieren um die Mittags- bis frühe Nachmittagszeit (Höchstand der Sonne).
Hier ist das Licht zu grell, es gibt harte Schatten und die meisten Lacke wirken damit einfach nicht harmonisch.

Optimal ist das Licht kurz nach (ca. 1-2 Std.) Sonnenaufgang und kurz vor (ca. 1-2 Std.) Sonnenuntergang! Hier ist das Licht weicher und harmonischer.

Unabhängig davon kann man natürlich auch Nachtaufnahmen machen, hiervon rate ich aber bei dunklen Lackfarben dringend ab, wenn man nicht die nötige Erfahrung damit hat. Silber ist dagegen eine absolut dankbare Lackfarbe für Nachtaufnahmen (weiß ich aus eigener Erfahrung).

So, nun sind die Grundlagen vorhanden und ihr steht erwartungsvoll vor eurem Fahrzeug...

5. Bildauschnitt :thumb:
Grundsätzlich solltet ihr Hochformat vermeiden! Gerade für einen Kalender ist Querformat das Maß der Dinge.

Nun zu der berühmtesten Regel in der Fotografie: dem goldenen Schnitt (oder etwas vereinfacht: der 2/3 (zweidrittel) - Regel).
Einfach erklärt: fotografiert so, dass euer Auto NIE zentral in der Mitte des Bildes ist.
Um es anschaulich zu machen: faltet ein DIN A4 Blatt längs in exakt drei gleich große Stücke. Wiederholt das ganze quer. Ihr erhaltet auf dem Blatt nun neun Felder und vier Linien mit vier Schnittpunkten. Nun setzt ihr gedanklich euer Auto an die Stelle eines Schnittpunktes und habt schon die "goldene Regel" eingehalten. Idealerweise wählt ihr einen der vier Schnittpunkte dabei nach der Perspektive und der Ausrichtung des Autos aus. Aus der Froschperspektive (Schienbeinhöhe) könnt ihr z.B. die beiden oberen Schnittpunkte nehmen. Hängt immer auch vom Untergrund und dem Hintergrund ab.

Probiert einfach ein bisschen aus...

6. Hintergrund 8/
Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt und (FAST) alles ist möglich. Wichtig ist hier, dass störende Dinge vermieden werden. Dazu zähle ich z.B. rumliegenden Müll, Mülleimer, Strom- und Laternenmasten direkt hinter dem Auto (wachsen dann optisch aus dem Auto), Personengruppen und allgemein zu dicht befindliche Objekte. Versucht das Auto etwas "freizustellen", also mit etwas Abstand zu anderen Objekten aufzustellen.

7. Reflexionen :?:
Der Lack des Autos ist immer auch eines der zentralen Punkte beim Fotografieren. Dabei wirkt er, sofern Punkt 3 beachtet wurde, auch als eine Art Spiegel. Daher ist auch Punkt 6 wichtig, da sich alles im Lack spiegeln kann; auch der Fotograf selbst. Achte daher auf diese Spiegelungen und stelle dich so auf, dass keine störenden Objekte mit fotografiert werden.

Man kann aber auch ganz bewusst mit Reflexionen spielen und sie als zentralen Punkt ins Bild einbauen. Nach einem Regen die Tropfen auf dem Lack oder das Auto hinter einer großen Pfütze parken und die Spiegelung mit fotografieren.

8. Perspektive :!:
Ist im Grunde komplett Geschmackssache, aber...
...schaut man sich die einschlägigen Marketingfotos von Fahrzeugherstellern an, sieht man sehr häufig Bilder, welche einem gewissen Grundkonzept folgen: alles ausser Standard! Meist werden dort folgende Perspektiven vermieden: Fotos aus normaler Augenhöhe und/oder Fotos aus einem Winkel von etwa 40-50°.

Bilder aus Augenhöhe wirken schnell langweilig, einfach weil die Perspektive "Standard" für das Auge ist. Interessant wird es erst, wenn man dem Auge Perspektiven bietet, die es normal nicht wahrnimmt. Fotografiert euer Auto einfach mal vom selben Standpunkt aus in den Varianten: Schienbeinhöhe (=liegend), Hüfte (=knieend), Augen (=Standard) und mit ausgestreckten Armen von oben herab (noch besser: Klappleiter, Mauer, Baum, Treppe, etc.). Die Standardhöhe wird euch dabei als "nichts besonderes" vorkommen...

Der 40-50° Winkel bedeutet, dass ihr euch euer Auto in der Draufsicht mittig in einem Quadrat vorstellt und dabei genau in den Ecken stehend fotografiert. Dabei ist das Verhältnis von Seiten- und Front- oder Heckansicht in etwa gleich. Auch diese Perspektive wirkt "normal", aber nicht aufregend. Besser ist es, wenn man das Auto entweder frontal von vorne, hinten oder der Seite fotografiert (also ohne dass eine weitere Seite zu sehen ist), oder es mit einer Art 2/3 Regelung knipst. Dabei ist immer eine Ansicht des Autos dominanter als die benachbarte. Zum Beispiel 2/3 der Front und nur 1/3 der Seite. Oder eben umgekehrt...

Auch ungewöhnliche Perspektiven lassen sich gut ausführen. Kreativität ist hier der Schlüssel.

Man könnte das Auto unter einer Brücke (o.ä.) abstellen und es zentral von oben fotografieren. Oder schräg von oben mittels einer Mauer, Treppe, Klappleiter, oder ähnlichem.

Oder man fotografiert das Fahrzeug, wie es aus einer Halle, Werkstatt, Scheune "herauslugt". Entweder von der Seite oder frontal von vorne (dabei sollte dann aber das Innere ansehnlich oder komplett dunkel sein). Dabei sollte das Auto etwa bis zur A-Säule (oder kurz dahinter) herausragen.

9. Tiefenschärfe / Bokeh 8\
Lasse ich hier mal aussen vor, wer dazu Fragen hat oder Tipps haben möchte, kann mich gerne anschreiben.
Kurze Erklärung: Bokeh ist die bewusst gewählte Unschärfe des Hintergrundes, während das Objekt im Vordergrund scharf abgebildet wird. Wird gerne bei Portraits eingesetzt.


Spezial:

10. Mitzieher / Bewegungsunschärfe :peace:
Mitzieher sind Fotos, die einen dynamischen Eindruck vom Fahrzeug vermitteln sollen, indem das Fahrzeug scharf abgebildet wird, während der Hintergrund verschwimmt. Das kann auf zwei Arten erreicht werden: entweder fotografiert man das Auto mit etwas längerer Beleichtungszeit bei der Vorbeifahrt, indem man die Kamera "mitzieht" oder man fährt mit einem zweiten Auto voraus (schräg versetzt) und fotografiert aus diesem während der Fahrt das nachfolgende Auto. Ein Gefühl für die Dynamik des Wagens entsteht. Beide Techniken funktionieren, ich persönlich finde die Variante mit dem zweiten Fahrzeug einfacher. Es gibt auch noch die Variante mit einem auf dem Fahrzeug montierten Gestänge, welches dann später mittels Bildbearbeitung wieder entfernt wird; das setzt aber gewisses Equipement und Bildbearbeitungskenntnisse voraus. Daher lasse ich das auch aus...

11. Nachtaufnahmen :Cool:
Nachtaufnahmen sind gerade bei hellen Lackfarben relativ einfach zu lernen und auszuprobieren. Alles was man braucht, ist eine stabile Unterlage für die Kamera (idealerweise ein Stativ), eine Taschenlampe und eine einstellbare Belichtungszeit. Dann sucht man sich einen geeigneten Ort und probiert einfach aus. Ist in der Umgebung künstliches Licht vorhanden (z.B. Laternen, illuminierten Gebäude, Effektleuchten, o.ä.) positioniert man sich so, dass diese Beleuchtung euer Fahrzeug aus einiger Entfernung mit Licht versorgt ODER eben für einen netten Hintergrundeffekt sorgt. Dann stellt ihr an der Kamera die Belichtungszeit auf mehrere Sekunden hoch und stellt den Selbstauslöser ein (damit ihr die Kamera nicht verwackelt beim auslösen). Kamera aufs Stativ und los gehts. Ist das Bild zu hell, regelt ihr die Belichtungszeit etwas runter und umgekehrt.
Auch einen netten Effekt erhaltet ihr, wenn das Fahrzeug auf einer Brücke über einer stark befahrenen Straße steht. Dann bekommt ihr, je nach Kameraposition, die Leuchtspuren der unten durchfahrenden Autos mit auf das Bild. Euer Fahrzeug könnt ihr, wenn es zu dunkel sein sollte, auch mit einer Taschenlampe anleuchten.


Nachbearbeitung: :ka:

12. Farben und Kontraste verstärken / verändern
Hierzu könnte man ein ganzes Buch schreiben (wovon es auch schon reichlich gibt) aber ich möchte das ganz stark vereinfachen. Mit dem IrfanView gibt es ein sehr einfach zu bedienendes Programm, mit dem man in wenigen Klicks die Bilder noch verbessern und/oder beschneiden kann. Über die Funktionen: Auto-Korrektur (Shift + U) und Bild > Farben ändern (Shift + G) lassen sich die Bilder blitzschnell aufpeppen (insbesondere mit Kontrast, Gamma-Korrektur und Farbsättigung lässt sich noch einiges verändern). Einfach ausprobieren...

13. Bildschnitt
Im Prinzip kann man hiermit nachträglich noch den unter Punkt 5 aufgeführten Bildausschnitt anpassen, interessanter gestalten oder korrigieren. Auch das lässt sich ganz einfach mit IrfanView bewerkstelligen: mit der Maus einen Ausschnitt festlegen und STRG + Y drücken. Dann noch neu abspeichern und fertig ist das neue Bild...


Link zum Leitfaden: https://www.phpics.ch/auto-fotografieren/

:party:
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ulf.m
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Re: Kleiner Leitfaden zur Fahrzeugfotografie...

Beitrag von ulf.m »

Moin
hmmm, hört sich für mich Kompliziert an...
Ich glaube, ich lade Opel-Joker mal zu mir an die Küste ein, dann gibt es ja vernünftige Fotos... :D
MfG Ulf.
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Re: Kleiner Leitfaden zur Fahrzeugfotografie...

Beitrag von Opel Joker »

Mit Führung durch die alten Schätzchen...? Bin dabei... :Cool:
Ende Juli bin ich gar nicht mal so weit entfernt, nur knapp 120km... ;)
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Re: Kleiner Leitfaden zur Fahrzeugfotografie...

Beitrag von ulf.m »

Bereits vorgemerkt . Bist jederzeit Willkommen, einfach paar Tage vorher bescheid sagen :D
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Re: Kleiner Leitfaden zur Fahrzeugfotografie...

Beitrag von Elfichris »

Vielen Dank für den schönen Leitfaden.
Auch wenn vielen davon eigentlich selbstverständlich ist habe ich noch nie geschafft alles davon zu beachten.
Aber, man wächst ja mit seinen Aufgaben.
Ich muss gestehen das meine Kamera seit ca. einem Jahr die Tasche nicht mehr verlassen hat - das Handy hat
die Aufgaben fast vollständig übernommen..... 8o>
Grüße
Chris

1998 Astra-F-Cabrio 1,6i, Bertone Nr. 50440
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Re: Kleiner Leitfaden zur Fahrzeugfotografie...

Beitrag von holsten »

Sehr gut erklärt 👍
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